GUK (Gebärdenunterstützte Kommunikation) und Frühes Lesen

Alltagshilfen 17. November 2018

GUK (Gebärdenunterstützte Kommunikation) und Frühes Lesen

von Martina Natter aus Lauterach

Weshalb ist Kommunikation wichtig?
Kommunikation stammt aus dem Lateinischen communicare und bedeutet „teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen, vereinigen“.
Das heißt also, je besser ich kommunizieren kann, desto mehr kann ich teilen, mitteilen, teilnehmen lassen, gemeinsam machen und vereinigen.

Paul Watzlawick hat gesagt: „man kann nicht nicht kommunizieren“. Und tatsächlich sind Kinder mit und ohne Down-Syndrom Meister in wortloser Kommunikation. Allerdings braucht es dazu immer ein Gegenüber, das darauf eingeht und es versteht. Das wichtigste Mittel zur Kommunikation ist in unserer Gesellschaft zweifelsohne die Sprache.

Leider belegen sämtliche Studien, dass die meisten Kinder mit Down-Syndrom Schwierigkeiten im Spracherwerb haben.Wer also sein Kind mit Down-Syndrom teilnehmen lassen möchte, begibt sich auf die Suche nach geeigneten Methoden, den Spracherwerb zu erleichtern bzw. zu unterstützen.

Elternerfahrungen:

Mir war es anfangs nicht so wichtig, ob Matthias frühzeitig reden lernt. Da standen grobmotorische Fortschritte und seine Herzoperation im Vordergrund. Und ich konnte, wie jede Mutter, mittlerweile verstehen was er wollte oder was ihm fehlte. Erst als sein 1,5 Jahre jüngerer Bruder meinte, er müsse mit ihm in die Spielgruppe gehen, weil ihn dort sonst ja keiner versteht, begriff ich, wie wichtig die Sprache für die Integration in der Gesellschaft ist.

Frühes Lesen Mathias Natter

Methoden:

GUK (Gebärdenunterstützte Kommunikation)

Wie unterhalten sie sich im Urlaub mit Leuten deren Sprache sie nicht oder nur schlecht beherrschen? Richtig: mit Händen und Füßen. Und am Ende des Urlaubs können sie einige Brocken der unbekannten Sprache mehr.

Und haben sie schon einmal beobachtet, wie Eltern mit ihren noch nicht sprechenden Kindern „reden“? Richtig: sie zeigen und deuten mit den Händen und sprechen dabei langsamer.

Genau das ist Gebärdenunterstützte Kommunikation. Der Unterschied ist, dass ich mir mit allen Beteiligten bestimmte Zeichen ausmache. Dadurch machen alle immer die selben Handzeichen, wenn sie das selbe meinen. Zur Vereinfachung kann ich dann diese ausgemachten Handzeichen dokumentieren und irgendwo z.B. auf dem WC sichtbar machen.

Natürlich gibt es wunderbares GUK-Material (siehe auch Literaturliste des Vereins), Bücher und Seminare zum Thema bzw. Therapeuten oder LehrerInnen, die GUK anbieten. (für Fragen hierzu stehen die Vorstandsmitglieder des Vereins  gerne zur Verfügung)

Wichtig dabei ist: Die Gebärde soll kein Ersatz für die Sprache, sondern früher oder später der Weg zur Sprache sein.

Elternerfahrungen:

Zuerst dachte ich, jetzt muss das arme Kind noch was Zusätzliches lernen, wenn er sich eh schon so schwer tut. Heute bin ich froh darum, denn in Situationen, wo ihm oder mir die Sprache wegbleibt, weil wir z.B. zu aufgeregt sind bleibt uns immer noch unsere Zeichensprache.

 

Frühes Lesen

Dabei nutzt man die erstaunlichen visuellen Fähigkeiten von Menschen mit Down-Syndrom um ihnen das Lesen von ganzen Wörtern zu lehren. Das Lesen ist dabei eigentlich nur ein nettes Nebenprodukt. Ziel ist der leichtere und bessere Spracherwerb.

Das klingt am Anfang ziemlich verrückt, funktioniert aber bei vielen Menschen mit Down-Syndrom sehr gut.

Auch hierfür gibt es Bücher, ein Computerprogramm, Seminare und LehrerInnen bzw. Therapeutinnen, die diese Methode anbieten.

Fragen zum Frühen Lesen können gerne an die Mitglieder des Vereins gestellt werden.

Elternerfahrungen:

Ich war auf dem Kurs, da war Matthias erst 3 Jahre alt. Natürlich musste ich das sofort ausprobieren. Matthias hat eine enorme Freude an Büchern und am Lesen. Er wurde dieses Jahr als Integrationskind in seiner Sprengelschule eingeschult. Seine Lehrerinnen sind total begeistert von seinem großen Wortschatz und natürlich auch von seinen Lesekenntnissen. Trotz des relativ großen Zeitaufwandes würde ich jeder Zeit wieder mit Frühem Lesen beginnen.